Künstlerkataloge erscheinen in ganz unterschiedlichen Aufmachungen, mit ganz unterschiedlichen Zielen und Zwecken. Es gibt sie als Broschüren oder umfangreiche Publikationen, im Schnelldruck oder aufwendig gestaltet. Sie sind als Dokumentationen von Ausstellungen, als repräsentative Bände oder als Werkberichte zu haben. Kataloge begleiten die Arbeit des Künstlers, reproduzieren seine Kunst und vergegenwärtigen sie außerhalb seines Ateliers.

Reinhard Besserer sammelt Kataloge zeitgenössischer Künstler, doch bedeuten sie ihm in der ihnen zugedachten Rolle nicht genug. Er will sie als Kunstobjekte besitzen, also verhilft er ihnen zu diesem Status. Mit Überzeugungskraft und Ausdauer gelingt es ihm, die Künstler zu bewegen, sich VON HAND einzuschreiben, was nicht mit einer Widmung getan sein soll. Zeichnungen, Skizzen, Collagen sind das Ergebnis seines Einsatzes.

Die Herausforderung ist nicht nur auf der Seite des Sammlers. Wer kann sich schon mit einer einzigen Linie ausweisen, wie es seinerzeit Apelles auf der Haustür des Protogenes tat … Gleichwohl verlangt das kleine Format der Buchseite Knappheit und somit auch Entschlossenheit. Und soll nicht die Skizze sogar den Katalog und das Werk spiegeln oder sich auf die Begegnung mit Besserer beziehen?

Die Zeichnung kann viel. Die Spontaneität ist ihre Verfassung, das Geistreiche ihre Stärke. Sie entfaltet sich unter der Hand des Künstlers wie – mit Kleist gesprochen – die Gedanken beim Reden. Sie ergreift ihren Gegenstand fest oder locker, förmlich oder spielerisch, elegant oder dynamisch – im Sinne und nach Vermögen desjenigen, der sie ausführt. (br)